Das in der Folge beschriebene und erklärte Phänomen können Sie in jeder Studie beobachten, in welcher es Sinn macht die Option "Projektion beibehalten" zu verwenden. Das bedeutet also jede Studie, in welcher es Wochentage, Wellen, Monate oder ähnliche Fragen gibt, die man verwenden kann um die Grundgesamtheit einzuschränken, bei denen die eingeschränkte Grundgesamtheit aber trotzdem noch für ganz Österreich steht.
Ein Beispiel:
Eine für Mo-So durchgeführte Zählung ergibt, dass die Zielgruppe der 18-49-jährigen z.B. 52% beträgt.
Schränkt man die Zählung aber auf Sa/So ein, so ist die gleiche Zielgruppe z.B. 53% groß.
Das bedeutet also, dass der Anteil der 18-49-jährigen am Wochenende ein anderer ist als während der ganzen Woche.
Natürlich ist das in der Realität nicht so. Es gibt (im Wesentlichen) an jedem Wochentag gleich viele 18-49-jährige. Es muss sich also um ein Problem in der Studie handeln.
Um den Grund dafür zu erklären müssen wir etwas ausholen: Studien müssen repräsentativ sein, damit sie zuverlässige Aussagen über die Realität treffen können. Repräsentativität bedeutet, dass anteilsmäßig genauso viele Frauen und Männer, Alte und Junge, Akademiker und Pflichtschüler, Ost- und Westösterreicher, etc. befragt worden sein müssen wie in ganz Österreich tatsächlich vorhanden sind.
Weil das perfekt gar nicht möglich ist sind alle Studien gewichtet. Die Gewichtung dient dazu, dass dieses Ziel der Repräsentativität besser erreicht wird.
Aber selbst wenn die Repräsentativität im Total perfekt erreicht worden wäre, so ist es doch unmöglich auch in jeder Untergruppe perfekt repräsentativ zu sein. Wochentage sind eine Untergruppe, in welcher die Repräsentativität nicht immer und nicht notwendigerweise an jedem Wochentag gegeben ist.
Die Anzahl der Frauen und Männer, der Alten und Jungen, der Akademiker und Pflichtschüler schwankt also leicht von Wochentag zu Wochentag. (Im Radiotest schwankt nicht die Anzahl der Menschen in den Bundesländern, weil die Bundesländer im Radiotest ein Gewichtungskriterium sind. In anderen Studien ist vielleicht das Geschlecht ein Gewichtungskriterium, dann würde das Geschlecht nicht schwanken.) Aber jedes Merkmal, das nicht Gewichtungskriterium ist schwankt notwendigerweise.
Zwar könnte das Problem für ein paar soziodemografische Gruppen verhindert oder gemildert werden (z.B. für Geschlecht oder Alter). Für alle anderen Zielgruppen (also für die allermeisten) gibt es aber keine Lösung.
Es ist unmöglich an jedem Wochentag die gleiche Anzahl von "Arbeitslosen Akademikern, die einen Fisch aber kein Fahrrad besitzen" zu interviewen.
Der beschriebene Effekt zeigt sich natürlich nicht nur bei den Prozentwerten sondern auch in der Projektion.
Die Moral
Letzten Endes werden wir wieder daran erinnert, dass wir es mit Meinungsforschung zu tun haben, welche keine exakten Aussagen treffen kann, sondern immer nur solche, welche mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit innerhalb einer gewissen Schwankungsbreite zutreffen.
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